Rollstuhl schieben leicht gemacht
Sie haben einen Angehörigen oder Freund im Rollstuhl und möchten das Rollstuhl schieben lernen? Sie müssen nicht unbedingt ein Rollstuhltraining für Begleitung absolvieren, um einen Rollstuhlfahrer mit auf Spaziergänge oder Ausflüge zu nehmen. Dennoch sollten Sie das Rollstuhl schieben vorher üben und ein paar Dinge beachten. Hier finden Sie Tipps und Tricks rund um das Rollstuhl schieben.
Inhalt des Artikels
Rollstühle für eine passive Nutzung
Der Selbstantrieb bei einem Rollstuhl ohne elektrische Hilfe ist oft mühsam und kraftraubend – gerade ältere und schwächere Menschen sind dazu nur eingeschränkt möglich. Doch viele Rollstühle sind auch sehr gut fürs Rollstuhl schieben durch eine Begleitperson geeignet. In unserem großen Rollstuhl Test haben wir verschiedene Rollstühle bewertet. Dabei haben wir vor allem Modelle vorgestellt, welche hauptsächlich für passive oder kaum aktive Nutzer gedacht sind. So sind sie beispielsweise für Familienmitglieder, die ihre in der Mobilität eingeschränkten Angehörigen mit dem Rollstuhl schieben möchten. Besonders Standardrollstühle, Transportrollstühle und Leichtgewichtrollstühle sind für den Personentransport, für Spaziergänge und Ausflüge gedacht und eignen sich gut zum Rollstuhl Schieben. Elektrorollstühle dagegen eignen sich für die selbstständige Fortbewegung.
Hier gehts zum Rollstuhl TestWorauf müssen Sie beim Rollstuhl schieben achten?
Das für Sie wichtigste Element des Rollstuhls sind die Schiebegriffe. Diese sind hinten am Rollstuhlrahmen angebracht sind, sodass Sie den Rollstuhl vor sich herschieben können. Damit können Sie den Rollstuhl kippen, abstellen, vorwärtsbewegen und bremsen. Im Idealfall sind die Schiebegriffe höhenverstellbar, sodass diese genau auf Ihre Körpergröße eingestellt werden können und somit das Rollstuhl schieben für Sie komfortabel gestaltet wird.
Ein weiteres wichtiges Element des Rollstuhls ist die Bremse. Im Normalfall besitzt ein Rollstuhl eine Feststellbremse an den Antriebsrädern, welche beim Stehen bleiben angezogen wird und den Rollstuhl sichert. Möchten Sie jedoch nur mehr Kontrolle während des Rollstuhl schieben erhalten, so ist eine Trommelbremse empfehlenswert. Diese befindet sich direkt an den Schiebegriffen, sodass Sie ohne viel Kraftaufwand jederzeit den Rollstuhl abbremsen können.
Ist ein Rollstuhltraining für Begleitung notwendig?
Es gibt einige Institutionen, die ein Rollstuhltraining für Begleitung anbieten, so zum Beispiel Sozialverbände oder die Johanniter. Informieren Sie sich in Ihrer Stadt oder im Inklusionsbüro, ob so ein Training in Ihrer Nähe angeboten wird. Ein Rollstuhltraining für Begleitung ist auf jeden Fall empfehlenswert und daran sollten Sie, falls sich die Gelegenheit ergibt, auch teilnehmen. Eventuell wird dieses sogar von der Krankenkasse übernommen. Es ist allerdings keine Voraussetzung, um als Begleitperson einen Angehörigen im Rollstuhl zu schieben. Auch wenn Sie kein Rollstuhltraining für Begleitung absolviert haben, so können Sie mit Beachtung einiger Tipps und Tricks das Rollstuhl schieben lernen.
Kontakt aufnehmen mit dem Rollstuhlfahrer
Sie sollten vor dem Rollstuhl schieben bedenken, dass der im Rollstuhl sitzende einen anderen Blickwinkel als Sie hat. Deswegen ist es umso wichtiger, mit dem Rollstuhlfahrer Kontakt aufzunehmen. Vergewissern Sie sich, dass dieser auch sieht, was Sie ihm zeigen möchten. Kündigen Sie jede verändernde Bewegung vorher an, damit der Rollstuhlfahrer darauf vorbereitet wird. Es ist wichtig, dass Sie stets den Kontakt mit dem Rollstuhlfahrer durch Kommunikation oder Berührungen aufrecht erhalten. Beugen Sie sich zu ihm hinunter, wenn Sie mit ihm sprechen möchten. Wenn Sie sich mit einer Drittperson unterhalten, drehen Sie den Rollstuhl so, dass sich der Rollstuhlfahrer auch am Gespräch beteiligen kann, ohne seinen Kopf zu verrenken. Lassen Sie den Rollstuhlfahrer mitentscheiden, wohin er geschoben werden möchte. Sobald Sie stehen bleiben, ziehen Sie die Feststellbremse an, damit der Rollstuhlfahrer nicht wegrollt.
Rollstuhl schieben – richtige Geländewahl
Sie sollten sich vorab Gedanken machten, wohin Sie mit den Rollstuhlfahrer fahren möchten. Nicht alle Wege sind beschwerdefrei und möglich mit einem Rollstuhl. Nach Möglichkeit sollten Sie immer flache Wege bevorzugen, am besten sind geteerte Wege ohne großartige Steigung oder Schlaglöcher. Feldwege und gekieste Wege sind um einiges beschwerlicher und sollten nur bei nicht allzu großer Unebenheit und Nässe in Betracht gezogen werden. Bei Kopfsteinpflaster müssen Sie damit rechnen, dass der Rollstuhlfahrer durchgeschüttelt wird und dies für ihn sehr unbequem sein kann. Für mehr Bequemlichkeit könnten Sie den Rollstuhl von Vollgummi- auf Luftbereifung wechseln oder ein Sitzkissen, welches Stöße dämpft, besorgen.
Rollstuhl schieben – so meistern Sie verschiedene Hürden
Als Rollstuhlfahrer ergeben sich im öffentlichen Raum viele Hürden, die einem Menschen ohne eingeschränkte Mobilität gar nicht auffallen würden. Auch kleine Erhebungen und einzelne Stufen können für einen ungeübten Rollstuhlfahrer ein unüberwindbares Hindernis sein. Denn die Barrierefreiheit hat leider noch längst nicht Einzug in alle Institutionen gefunden. Doch mit ein paar Tipps sind einfache Hürden zu überwinden.
Rampen
An vielen Bahnhöfen, Geschäften, Wohnhäusern und öffentlichen Einrichtungen sind mittlerweile Rampen angebracht, um Barrierefreiheit zu garantieren. Dies macht es für Rollstuhlfahrer um etliches leichter, sich frei zu bewegen. Solange die Rampe nicht zu steil ist und nicht zu enge Winkel aufweist, können Sie den Rollstuhlfahrer ganz einfach hinaufschieben. Beim Hinunterfahren ist es jedoch ratsam, den Rollstuhlfahrer rückwärts zu begleiten, um so den Rollstuhl besser kontrollieren zu können.
eine Stufe abwärts fahren
Eine Stufe abwärts ist ein Hindernis, welches Sie mit einem Rollstuhl ganz gut meistern können. Dazu drehen Sie sich zunächst zusammen mit dem Rollstuhlfahrer um, sodass Sie beide mit dem Rücken zur Stufe stehen. Dann ziehen Sie den Rollstuhl langsam zur Kante, während Sie den Schritt nach unten machen. Nun werden die großen Hinterräder mit Bedacht die Stufe herunter gerollt. Danach ziehen Sie den Rollstuhl soweit zurück, bis die kleinen Vorderräder Platz auf der Ebene haben. Nun setzen Sie den Rollstuhl vorsichtig ab, drehen sich zusammen um und können normal weiterschieben.
eine Stufe aufwärts fahren
Mit dem Rollstuhl eine Stufe aufwärts fahren ist ebenfalls kein Meisterwerk. Dazu bleiben Sie nach vorne gerichtet und kippen den Rollstuhl vorsichtig soweit nach hinten, dass die Vorderräder die höhere Ebene erreichen. In dieser Position schieben Sie nach vorne, bis die kleinen Räder komplett auf der Stufe stehen. Nun hebeln Sie die großen Räder des Rollstuhls nach oben, bis auch diese auf der Stufe aufsetzen. Dann können Sie den Rollstuhl nach vorne schieben, die Stufe nach oben gehen und normal weiter schieben.
Sind Treppen für Rollstuhlfahrer möglich?
Treppen stellen leider oft ein unüberwindbares Hindernis für Rollstuhlfahrer dar. Um als Rollstuhlfahrer eine Treppe zu überwinden, braucht es entweder einen sehr aktiven Fahrer mit viel Übung oder mindestens zwei Helfer. Achten Sie deshalb darauf, bei einem Ausflug mit einem Rollstuhlfahrer Treppen wenn möglich zu vermeiden. Rolltreppen sind übrigens ebenfalls nicht empfehlenswert und sollte nur von Menschen, die das Rollstuhl schieben hervorragend beherrschen, befahren werden. Mittlerweile sind viele Städte barrierefrei aufgestellt und es gibt viele Wege und Schwellen, die mit Rampen oder einem Lift ausgestattet sind – so können Sie Treppen umgehen. Auch innerhalb der Wohnung ist für einen Rollstuhlfahrer eine Treppe ein schwerwiegendes Hindernis. Hier lohnt sich die Anschaffung eines Treppenlifts, mit deren Hilfe Sie mühelos Treppen überwinden können. Sie denken darüber nach, Ihre Wohnung barrierefrei zu gestalten und sich einen Treppenlift anzuschaffen? Hier gehts zur 3-Minuten-Treppenlift-Beratung:
Fazit
Das Rollstuhl schieben kann mit Beachtung einiger Tipps durchaus gemeistert werden, auch ein Rollstuhltraining für Begleitung ist nicht zwingend notwendig. Wichtig sind: Die richtige Wahl des Rollstuhls, der stetige Kontakt mit dem Rollstuhlfahrer, die richtige Wahl des Geländers und das Know-how um die Bewältigung von einfachen Schwellen. Üben Sie fleißig weiter – Ihre Angehörige oder Freunde freuen sich über Spaziergänge und Ausflüge!
Bildquellen: Vielen Dank an unclelkt und MableAmber ©pixabay.com für das Titelbild!
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